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Heinrich Hannover

Am 31. Oktober 1925 in Anklam (Vorpommern) als Sohn eines Arztes und seiner Ehefrau, einer Lehrerin, geboren. Als einziges Kind behütet und glücklich aufgewachsen. Schulbesuch: mühelos aber ungern. Ohne Begeisterung in der Hitler-Jugend. Um die Voraussetzungen für die Zulassung zum höheren Forstdienst zu erfüllen, mit der Naivität eines 17-jährigen in die NSDAP eingetreten. Ebenfalls mit 17 zum Reichsarbeitsdienst und dann zur Wehrmacht eingezogen. Von August 1943 bis Mai 1945 Soldat, Fronteinsätze, Verwundung,  kurze amerikanische Kriegsgefangenschaft. Rückkehr aus dem Krieg als Pazifist und lebenslang entschiedener Kriegsgegner.

Sehr bewußter Neuanfang 1945: Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Meine Eltern hatten Anfang Mai 1945 nach dem Einmarsch der Roten Armee ebenso wie 600 weitere Anklamer den Freitod gewählt. Mein Elternhaus und das elterliche Vermögen wurden von der Besatzungsmacht enteignet. Ich wohnte zunächst bei Verwandten in Kassel. Abitur nachgeholt. Vergebliche Bemühungen, in den hessischen Forstdienst übernommen zu werden (ich war in Pommern für die höhere Forstlaufbahn zugelassen gewesen), sieben Monate Waldarbeitertätigkeit. Dann entschlossen, Jura zu studieren. Studium in Göttingen als Werkstudent, 1950 mit dem 1. Staatsexamen abgeschlossen. Referendarzeit in Bremen. 2. Staatsexamen 1954. Seit Oktober 1954 Rechtsanwalt in Bremen. Ehrendoktor der Humboldt-Universität Berlin (1986) und der Universität Bremen (1996).

Berufliche Tätigkeit vorwiegend als Strafverteidiger und als Vertreter von Kriegsdienstverweigerern. Als Verteidiger auch in politischen Strafsachen tätig: in den 50er und 60er Jahren in Prozessen gegen Kommunisten und andere Oppositionelle; in den 60er und 70er Jahren in Prozessen gegen Angehörige der Studentenbewegung und der Außerparlamentarischen Opposition (z.B. Daniel Cohn-Bendit); in den 70er und 80er Jahren in sogenannten Terroristenprozessen (z.B. Astrid Proll); Nebenklagevertretung im Thälmann-Mordverfahren, Verteidigung von Demonstranten (Sitzblockaden) gegen das amerikanische Raketendepot in Mutlangen; 90er Jahre Verteidigung von DDR-Bürgern gegen die neue Kommunistenverfolgung (z.B. Dr. Hans  Modrow).  

Aus meiner Ehe mit Elisabeth Hannover-Drück sind sechs Kinder hervorgegangen. Das jüngste ist 1969 im Alter von sieben Jahren an Leukämie verstorben. Fünf Enkelkinder.

Seit 1982 wohne ich in Worpswede und bin seit 2010 mit Doris Hannover verheiratet.

Politische Aktivitäten: Viele Jahre in den Kriegsverweigererverbänden, in der Ostermarschbewegung, in der APO (gegen Vietnamkrieg und andere Staatsaktionen), gegen Atomwaffenversuche und Atomkraftwerke (wie viele Kinder müssen noch an Leukämie sterben?), gegen KPD-Verbot und gegen Berufsverbote.

Preise:

Fritz-Bauer-Preis (1973)
Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon, Bremen (1987)
Max-Alsberg-Preis (1997)
Preis der Stiftung Kreatives Alter, Zürich (2002)
Arnold-Freymuth-Preis (2004)
Hans-Litten-Preis (2008)
Max-Friedlaender-Preis (2012)

Buchveröffentlichungen:

Sachbücher:

Politische Diffamierung der Opposition im freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat (1962)

Politische Justiz 1918 – 1933 (1966); zusammen mit Elisabeth Hannover-Drück

Der Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (1967); zusammen mit Elisabeth Hannover-Drück

Lebenslänglich – Protokolle aus der Haft (1972); zusammen mit K. Antes und C. Ehrhardt

Klassenherrschaft und Politische Justiz (1982)

Die unheimliche Republik (1982); zusammen mit Günter Wallraff

Der Mord an Ernst Thälmann. Eine Anklage (1989)

Terroristenprozesse. Erfahrungen und Erkenntnisse eines Strafverteidigers (1991)

Die Republik vor Gericht.1954 – 1974. Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts (1998/2012))

Die Republik vor Gericht 1975 – 1995. Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts (1999/2013)

Reden vor Gericht. Plädoyers in Text und Ton.

Zahlreiche Zeitschriftenveröffentlichungen, in den letzten Jahren vorwiegend in der Zweiwochenschrift „Ossietzky“ (frühere „Weltbühne“)

Kinderbücher:

Das Pferd Huppdiwupp (1968; seit 1972 als Taschenbuch und seit 2007 auch als Hörbuch)

Die Birnendiebe vom Bodensee (1970; seit 1973 als Taschenbuch)

Der müde Polizist (1972; seit 1975 als Taschenbuch)

Riesen haben kurze Beine (1976)

Der vergeßliche Cowboy (1980)

Schreivogels türkisches Abenteuer (1981)

Die Geige vom Meeresgrund (1982; seit 1987 als Taschenbuch unter dem Titel „Der Untergang der Vineta“)

Der Mond im Zirkuszelt (1985)

Die Schnupfenmühle (1985)

Der fliegende Zirkus (1986)

Als der Clown die Grippe hatte (1992)

Frau Butterfelds Hotel (1994)

Hasentanz (1995)

Die untreue Maulwürfin (2000)

Was der Zauberwald erzählt (2004; seit 2006 auch als Hörbuch)

Weihnachten im Zauberwald (2006)

Ein toller Zoo (2008)

Dat Pierd Huppdiwupp (auch als Hörbuch)

As de Clown de Gripp har (auch als Hörbuch)

Aus einer Vorstellung bei Radio-Bremen:
Eigentlich wollte er ja Förster werden. Das war kurz nach dem Krieg, den Heinrich Hannover mit einer Kugel in der Wirbelsäule überlebte und der in ihm ein grundlegendes Mißtrauen gegenüber Kriegstreibern und Autoritäten hinterließ. Statt Förster wurde er schließlich Rechtsanwalt und schlug sich so sein ganzes Leben mit dem "politischen Irrsinn" herum, dem er hatte entfliehen wollen. Im Bremen der 50er Jahre als Kommunistenanwalt verschrien, wurde er in den 60ern bundesweit bekannt durch die Verteidigung Ulrike Meinhofs. Günter Wallraff und Peter Paul Zahl, Rosalinde von Ossietzky und in jüngster Zeit Hans Modrow - die Liste von Hannovers Klienten ist lang.

Zur Übersicht: Heinrich-Hannover.de

 

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