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Heinrich Hannover
Gereimtes auf Ungereimtes
81 bissige Limericks
Als Goethe im Römischen war
Hat im Bett er geklopft – und zwar
Des Hexameters Takt
Auf den Rücken, der nackt
Das war nun zum Entzücken gar
Dann kam er ja zur Frau von Stein
Die ließ ihn in das Lusthäuslein ein
Doch sprach sie: du Wicht
Warst treu mir wohl nicht
Ich will nicht dein Betthäslein sein
Na gut, sprach darauf Goethe
Obwohl ich es gern täte
Ich kehre zurück
Zum häuslichen Glück
Da hat es im Bett keine Nöte
Es war mal ein Herzog in Köthen
Der kam auf Besuch zu Goethen
Der bat ihn zu Tisch
Nun lasst uns mal frisch
Gemeinsam einen verlöten.
2. Von anderen Dichtern und Musen
Auch ein Dichter in Leverkusen
Der wurde geküsst von den Musen
Er schrieb ein Gedicht
Das mochten sie nicht
Da hörten sie auf ihn zu schmusen.
Ein Schriftsteller auf den Azoren
Traf sich mit andren Autoren
Bei Schnaps und Wein
Und Waldvögelein
Hat man den Faden verloren.
Der Kirchenchor von Winschoten
Sang Kanons nach Mozarts Noten
Mozarts Gedicht
Mochten sie nicht
Sie sangen Frommes statt Zoten.
Eine ältere Dame in Schwerte
Die ging gern in gute Konzerte
Doch statt Mozart und Bach
Gab es Schlagzeugerkrach
Sie merkte, das war das verkehrte.
Der Gefängnisdirektor in Lingen
Lässt so gern den Gefangnenchor singen
Da kommen die Tränen
Besonders bei denen
Die dort mehrere Jahre verbringen.
Die Stadtmusikanten von Bremen
Die ließen sich nicht mehr zähmen
Sie hatten die Wut
Und fanden es gut
Eine Nixe in Kellenhusen
Die hatte den schönsten Busen
Bis einer kam
Der Anstoß nahm
Da kleidete sie sich mit Blusen.
Ein Kirchendiener in Emden
Der sah die Kunst mit Befremden
Es gab manchen Akt
Der war ihm zu nackt
Er bemalte alle mit Hemden.
Eine Tänzerin aus Zweibrücken
Entblößte nicht nur den Rücken
Ihr Busen, ihr Bauch
Und ihr Höschen auch
Erregten der Herren Entzücken.
Ein Bodybuilder aus Nauen
Der zeigte sich zahlreichen Frauen
Den Muskelpaketen
Dieses Athleten
Ein Tourist auf Fuenteventura
Der dort eigentlich nur zur Kur war
Traf beim Zeitvertreib
Ein entzückendes Weib
Von Erholung war jetzt keine Spur da
Zwei Liebesleute aus Waren
Die trauten sich nicht seit Jahren
Doch dann hat’s geblitzt
Sie lachten verschmitzt
Dann kriegten sie Kinder in Scharen.
Ein Untermieter in Füssen
Wollte seine Vermieterin küssen
Doch diese blieb kalt
Hat ihm eine geknallt
Und er hat ausziehen müssen.
Eine Tänzerin aus Holzminden
Die wollt’ einen Ehemann finden
Sie ging in den Chor
Und nahm den Pastor
Der vergab ihr dann alle Sünden.
Ein Mann von der Kurischen Nehrung
Der wanderte ohne Wegzehrung
Dann fand er ein Bett
Eine Frau, die war nett
Jetzt widmet er sich der Vermehrung.
Eine Ringerin aus Saarbrücken
Die legt ihren Mann auf den Rücken
Sie nahm ihn zur Brust
Und schlug ihn mit Lust
Dabei ging die Wohnung in Stücken.
Ein Pianist aus Gargellen
Spielt für seine Frau, die hieß Ellen
Er spielte so soft
Drum küsst sie ihn oft
Genau an den schönsten Stellen
Ein alternder Playboy aus Gießen
Der wollte das Leben genießen
Er stieg übern Zaun
Und küsste die Fraun
Doch ging das nur, wenn sie sich ließen.
Ein Ehemann fuhr oft nach Ribe
Und pflegte dort heimlich die Liebe
Seine Frau schöpft Verdacht
Und kam über Nacht
Wollte wissen, was er so triebe.
Der Ehemann floh nach Roskilde
Mit seiner Freundin Mathilde
Wie er sich auch verkroch
Seine Frau fand ihn doch
Und war nun endlich im Bilde.
Ein Pärchen aus Buxtehude
Ging schlafen auf seiner Bude
Sie liebten sich sehr
Und träumten von mehr
Dann fragte er: heißt du nicht Trude?
Bei einer Wirtin in Siegen
Kam ein Wanderbursche zu liegen
Doch sie merkte beklommen
Der war nur gekommen
Um Bratkartoffeln zu kriegen.
Eine feurige Dame in Zürich
Empfing ihren Liebsten begierig
Der sagte nur knapp
Ich bin heut so schlapp
Da sagte die Dame: Das spür ich.
Ein Rinderzüchter aus Chile
Der hatte sehr starke Gefühle
Drum ließ er sich trauen
Mit mehreren Frauen
Doch er setzte sich zwischen die Stühle
Es war mal ein Pastor in Zeuthen
Der ließ seine Glocke läuten
Die Glocke verkündigt
Es wird viel gesündigt
Da kamen sie an und bereuten
Auch ein Pastor in Hedemünden
Der predigte gegen die Sünden
Doch war er modern
Er sündigte gern
Ein Schauspieler kam mal nach Bregenz
Trotz längeren Überlegens
Vergaß er den Text
Das ist doch verhext
Das Stück fiel dann aus wegen Regens.
Ein Opernbesucher in Essen
Der hatte sein Ticket vergessen
Da half ihm kein Schrein
Man ließ ihn nicht rein
Er hätte gern drinnen gesessen.
Eine Sängerin aus Trakehnen
Die sang in den höchsten Tönen
Das mochte ihr Pferd
Doch sang sie verkehrt
Es war mal ein Zahnarzt in Winsen
Der aß ein Gericht mit Linsen
Er kaute sie klein
Doch da war ein Stein
Da ging sein Gebiß in die Binsen.
Es war mal ein Doktor in Bühren
Der wollte ein Bein amputieren
Links war das schlechte
Doch er nahm das rechte
Ja, das kann nun einmal passieren.
Es war ein Trompeter in Stade
Den stach ein Insekt in die Wade
Da blieb ihm vor Schreck
Die Spucke weg
Und das war nun wirklich schade.
Ein Cellospieler aus Schleiden
Der spielte ein Rondo von Haydn
Er kam aus dem Tritt
Denn da sang einer mit
Das sollte man möglichst vermeiden
Da war mal ein Gastwirt in Anklam
Der wusste worauf es ankam
Man mochte ihn sehr
Weil er
Mit jedem Gast einen Trank nahm
Es war mal ein Gastwirt in Güstrow
Der eröffnete da einen Bistro
Sein Weib lief ihm weg
Er weinte vor Schreck
Weil er die gute vermisst so
Es war mal ein Gastwirt in Kloten
Sein Arzt hat ihm Rauchen verboten
Doch weil er das braucht
Hat er heimlich geraucht
Und zählte bald zu den Toten.
Ein Seemann aus Wittenberge
Besuchte einmal die Zwerge
Es gab keinen Rum
Da fiel er tot um
Und passte in keinen der Särge
Ein Leuchtturmwärter im Watt
Der isst sich an Fischen satt
Er lebt mit den Vögeln
Und schaut nach den Segeln
Wie gut, dass er Schnaps dazu hat.
Ein Radrennfahrer aus Hessen
Der war aufs Trikot versessen
Doch er hat’s nicht geschafft
Es fehlte die Kraft
Er hatte das Doping vergessen.
Ein Tankstellenpächter in Hude
Nahm sich eine Frau, die hieß Trude
Sie heizt den Kamin
Mit Superbenzin
Und lichterloh brannte die Bude
Ein König in Wilhelmshöhe
Der hatte zwei winzige Flöhe
Einen hat er gekriegt
Den anderen nicht
Der versteckte sich unter der Zehe
Ein Jäger in Sierra Leone
Verschoss seine letzte Patrone
Unschlüssig war
Der Jaguar
Ob er den Jäger verschone.
Ein Terrorist in Bad Kleisen
Lag erschossen zwischen den Gleisen
Terroristen pflegen
Sich selbst zu erlegen
Befanden weise die Weisen.
Ein Astronaut braucht vom Darß
Ein halbes Jahr bis zum Mars
Erkrankt irgendwann
Kommt als Leiche an
Sein letztes Wort lautet: das war's
6. Von kleinen Leuten und schlechten Zeiten
Es gibt hierzuland auch die Armen
Die sitzen nicht immer im Warmen
Die pflegt man beim Wählen
Nicht mitzuzählen
Mit denen gibt’s kein Erbarmen
Man braucht die Milliarden fürs Militär
Der Krieg ist ja schon lange her
Man wählt die Christdemokraten
Uniformen, Kanonen, Granaten
Die Gräber sind ja noch leer
Es gibt auch Sozialdemokraten
Wenn die ans Regieren geraten
Dann laufen sie mit
Im Ausbeuterschritt
Egal auf wen sie da traten
Ein kleiner Beamter in Lehrte
Der mit einfachen Leuten verkehrte
Der ward Sozialist
Und auch Pazifist
Was die weitere Laufbahn erschwerte.
Ein einsamer Rentner in Plauen
Hat zu den Parteien Vertrauen
Was sie ihm erzählt
Das hat er gewählt
Und ward übers Ohr gehauen.
Eine alte Frau in Malente
Die kaufte von ihrer Rente
Kartoffeln und Brot
Ein paar Äpfel zur Not
Wäre schön, wenn sie mehr kaufen könnte.
Ein Obdachloser in Seesen
Hat immer die BILD gelesen
Alltäglich er find’t
Was wir haben und sind
Er ist auch schon Papst gewesen
Ein Lottospieler in München
Der machte ein kleines Gewinnchen
Er lebt von Hartz IV
Jetzt reicht’s für ein Bier
So lässt sich die Not übertünchen.
Ein Arbeitsloser aus Celle
Bewarb sich um jede Stelle
Er hatte studiert
Und war promoviert
Jetzt schafft er mit Maurerkelle.
Proletarier in Ebergötzen
Die lassen sich nicht mehr hetzen
Sie werden nun bald
Mit sanfter Gewalt
Den Boss durch Maschinen ersetzen.
7. Von Talaren und Barbaren
Einst kam ein Richter nach Polen
Judizierte wie von Hitler befohlen
Brachte vielen den Tod
Litt selbst niemals Not
Den sollte der Teufel holen.
Mancher Richter kam nach Karlsruhe
Und wechselte nur die Schuhe
Freund und Feind sind geblieben
Urteile wurden geschrieben
Die findet man noch in der Truhe
Die Richter in Westdeutschland waren
Recht milde mit den Barbaren
Um freizusprechen
Die Naziverbrechen
Verbarg man sie unter Talaren
8. Von Kriegern und Siegern
Die mächtigsten Macher der Welt
Verpulvern in Kriegen viel Geld
Die Rüstungskonzerne
Die haben sie gerne
Solange man Bomben bestellt.
Ein Generaloberst aus Lohne
Der kaufte sich eine Kanone
Es gab einen Knall
Da kam er zu Fall
War oben und unten ganz ohne
Ein Generaloberst aus Witten
Der kam auf dem Schimmel geritten
Mit Orden und Schnüren
Wollte er imponieren
Da hat er sich aber geschnitten.
Ein Ritterkreuzträger aus Norden
Der hatte die Brust voller Orden
Sein Verstand blieb im Krieg
Spinnt noch immer vom Sieg
Ist durch Schaden nicht klug geworden
Ein Wahnsinniger saß in den Bergen
Umgeben von seinen Schergen
Plante Krieg und Mord
Und man folgt ihm aufs Wort
Generäle wurden zu Zwergen
Einer war mal der Held in Berlin
Mit antisemitischem Spleen
Er tönte vom Sieg
Und vom totalen Krieg
Ich höre noch, wie sie da schrien.
Er verkehrte so gerne in Babel
Und beschaute sich manchen Nabel
Doch das Ende kam bald
Er wurde nicht alt
Und verbrannte samt Schniepel und Schnabel.
Ein Demonstrant in Mutlangen
Ward von Polizisten gefangen
Er war dagegen
Raketen zu hegen
Dafür kann man ihn belangen
Ein Atomlagerchef in der Eifel
Hat nicht den geringsten Zweifel
Dass diese Waffen
Den Frieden schaffen
Ihn holte jedoch der Teufel
9. Von Strolchen und Dieben
Ein Geldtransportfahrer in Minden
Der wollte nicht länger sich schinden
Er brachte die Säcke
Mit Geld in Verstecke
Und jetzt ist er nirgends zu finden
Ein Kronprinz macht Urlaub in Lohne
Er legt auf den Nachttisch die Krone
Ein Dieb stieg nachts ein
Die Krone war sein
Und der Kronprinz war wieder mal ohne
Ein Feinschmecker kam mal nach Vitte
Und bestellte sich Lendenschnitte
Doch hat er kein Geld
Hat die Zeche geprellt
Und ging ganz schnell ab durch die Mitte.
Ein Taschendieb klaute in Rom
Edle Sachen aus Gold und aus Chrom
Damit seine Seele
Sich nicht länger quäle
Hat er dann gebeichtet im Dom.
10. Von Kapitalisten und Sozialisten
Was Dichter aus Deutschland berichten
Das sind nicht nur schöne Geschichten
Das Gespenst blieb erhalten
Und es herrschten die Alten
In Konzernen, Ämtern, Gerichten.
In Deutschland gibt’s eine Regierung
Die sorgt für die Bankensanierung
Sie hat die Konzerne
Und Reiche so gerne
Sie nennen das Privatisierung
Es verkündete einer mit Listen
Dass sie Kapital wählen müssten
Dann kam die Bekanntschaft
Mit blühender Landschaft
Und Herrschaft der Kapitalisten.
Ein kritischer Kopf aus Trier
Nahm das Kapital ins Visier
Wer hat ihn verraten?
Sozialdemokraten
Die sind heute wieder dafür.
Ein Gespenst ging einst um in den Ländern
Karl Marx wollte daran was ändern
Kommunismus ist Sumpf
Kapital ist der Trumpf
Tönt es wieder aus allen Sendern
Ein Kapitalist aus Friesoyte
Der feuerte wieder mal Leute
Da steigt der Profit
Und der Aktienkurs blüht
Was die Spekulanten erfreute
Der Betreiber des Meilers Würgassen
Produziert den Atommüll in Massen
Dafür wird man diesen
Und die, die ihn ließen
In zehntausend Jahren noch hassen.
Atomtod liegt in der Asse
Verrostende Fässer in Masse
Wohin mit dem Müll
Den niemand mehr will
Die Betreiber machten schon Kasse
11. Dichter haben das letzte Wort
Ein Dichter kam aus dem Exil
Und zeigte es im Bühnenspiel
Wie das Geld regiert
Und die Menschheit pariert
Vielleicht wird’s ihr ja irgendwann zu viel
Ein anderer Dichter in Ohlsdorf bei Gmunden
Ein kranker Mensch unter lauter Gesunden
Der wirft manchen Satz
Auf den Heldenplatz
Und schlägt den Gesunden Wunden
Ein andrer wurde um den Schlaf gebracht
Wenn er an Deutschland dachte in der Nacht
Wer weiß wohin die kriegerische Erde treibt
Und ob das Menschenleben übrigbleibt
Man kann nur hoffen, dass die Menschheit bald erwacht.